24.02.2020
Ein Blick in eine andere Welt - Ein Bericht von einem Projektbesuch in Koath (Bihar, Indien), von Brigitte Spinnler
Im Februar 2020 ist es endlich soweit. Wir sind mit zwei Kleinbussen auf dem Weg nach Koath. Seit die Thomaskirche das Dorfentwicklungsprojekt in Bihar (Nordindien) unterstützt, hat sich bei mir der Wunsch entwickelt, diese Menschen zu besuchen. Wir sind in einer Gruppe von 14 Personen unterwegs, die im Rahmen einer Indienrundreise verschiedene Projekte der Inter-Mission besuchen.
Wir sind lange unterwegs, es gibt viel Interessantes zu beobachten. Das sandige Flussbett aus der Gegend von Dehri-OnSone, Palmen, viele Menschen, die geschäftig etwas verkaufen möchten. Nach vielen Kilometern auf staubigen Strassen, vorbei an sehr einfach gemauerten Häusern, erreichen wir wegen dem dichten Autoverkehr mit Verspätung Koath. Gleich neben der Strasse liegt das Dorf mit den Lehmhütten. Daneben das kleine gemauerte Zentrum, das GEMS gegründet hat. Rund 50 Schulkinder erwarten uns seit langer Zeit, geduldig auf dem Boden sitzend. Sie bekommen jeden Tag zwei Mahlzeiten, die Schuluniform für den Besuch in der öffentlichen Schule und Hilfe bei den Hausaufgaben. Das neue Leiterehepaar Krishna und Asha wird uns vorgestellt. Nach einer kurzen Begrüssung singen uns die Kinder ein Lied vor. Das rhythmische Klatschen der Kinder überwältigt mich. Vor allem die Buben klatschen mit voller Kraft. Anschliessend führen uns ein paar Teenie-Mädchen in ihrer Festtags-Schuluniform einen faszinierenden Tanz vor. Leider drängt die Zeit. Zum Abschied geben wir jedem Kind noch einen persönlichen Gruss mit den Handpuppen auf den Weg mit. Die Kinder können ein Lächeln nicht verkneifen, obwohl sie zurückhaltend wirken. Diese weissen Frauen sind wohl sehr ungewohnt für sie und ihre Art von Humor auch.
Wir möchten noch einen Blick auf das alte Dorf werfen. Die Dorfbewohner führen uns durch die Siedlung. Ich bin überwältigt von den Eindrücken. In solch hüttenähnlichen, halb zerfallenen Lehmbauten sollte niemand wohnen müssen. Wie werden diese Menschen leben können, wenn der Monsunregen kommt? Gut, dass es hier bald Abhilfe gibt. Ein paar Frauen beobachten uns und wir dürfen ihre Kinder bewundern. Dann müssen wir uns leider verabschieden. Nach einem Kilometer erreichen wir das Land mit den ersten acht fertigen Backsteinhäusern, die bereits von Familien bewohnt werden. Die zweite Häuserreihe steht halbfertig daneben.
Wir dürfen in ein Haus hineingehen. Es besteht aus zwei Räumen. Im kleineren Raum wird bei Regen gekocht. Im anderen Raum gibt es ein einfaches Strohlager, daneben der Holzvorrat. Über einer Schnur hängen wenige Kleider, in der Ecke liegt der Reisvorrat.
Ich erkenne, dass solch ein gemauertes Haus Schutz bietet vor Kälte und Regen. Vor allem gibt es diesen Menschen der Volksgruppe der Musahar ein Stück Würde zurück, die sie seit Geburt vermissen. Dies weil sie von ihrer Abstammung her zu den Unberührbaren gehören. Seit Generationen will niemand etwas mit ihnen zu tun haben.
Nun wird sie keiner mehr von diesem Stück Land vertreiben können, denn die Regierung hat es auf die Initiative von GEMS zur Verfügung gestellt. Der Premierminister hat bei seiner Amtseinsetzung versprochen, dass er landesweit dafür sorgen wird, dass alle Menschen Zugang zu einer Toilette bekommen. GEMS wird auch da dranbleiben, bis Koath die versprochene Toilettenanlage bekommt.